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28. Feb 2023

Hansruedi Gubler: In zwei Stunden dreihundert Ster Brennholz versteigert. Bild: Holzenergie Schweiz

Gute Preise: Versteigerung von Brennholz für 2024 und 2025. Bild: Holzenergie Schweiz

Holzenergie Schweiz: Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten - Versteigerung von Brennholz schlägt Rekorde

(Holzenergie Schweiz) An einer Waldstrasse in Weinfelden, schön aufgereiht, befinden sich Dutzende von Beigen mit meterlangen Spälten oder Langholz. In den letzten Tagen vor der Versteigerung haben potentielle Käufer das Angebot besichtigt und kritisch beurteilt. Sie haben sich einzelne Losnummern gemerkt und den Preis festgelegt, den sie zu zahlen bereit sind. «Über 300 Ster Brennholz liegen hier», erklärt Hansruedi Gubler, Förster der Bürgergemeinde Weinfelden, die das Holz anfangs Jahr an ihrer traditionellen Brennholzgant versteigert.

Das angebotene Holz sei offensichtlich von hoher Qualität, ist man sich einig. Jetzt – kurz vor dem Start der Brennholzgant – stehen rund 70 Kaufinteressierte im Wald. Es riecht nach Tabak, die meisten Hände sind in den Hosentaschen vergraben, der Atem kondensiert zu Dampfwölkchen. Leichter Schnee fällt, der Boden ist gefroren, man hat sich kurz vorher noch mit einem Kafi Schnaps gestärkt. Das Stimmengemurmel verstummt, als der Präsident der Bürgergemeinde Weinfelden, Stefan Haffter, die Anwesenden kurz begrüsst und seiner Vorfreude auf hoffentlich gute Preise Ausdruck verleiht. Die ersten Kommentare fallen, eine gespannte Erwartung liegt in der Luft. Man kennt und fragt sich, wer wohl welchen Preis für welche Qualitäten und Holzarten zu zahlen bereit ist.

Nachfrage und der Preis sind 2022 gestiegen
«Werde ich ein Schnäppchen kriegen?», mag sich manch einer fragen. Das wird wohl schwierig, es sind viele Interessierte anwesend. Die meisten erwarten höhere Preise als letztes Jahr. Denn der Krieg in der Ukraine und die viel diskutierten Gas- und Stromversorgungsengpässe liessen die Energieholznachfrage und -preise im letzten Jahr steigen. Nach dem Verlesen der Versteigerungsbedingungen geht es zur Sache. Hansruedi Gubler, der Förster, ergreift das Wort. Er wird durch die Versteigerung führen und versuchen, möglichst gute Preise zu erzielen. Felix Brenner, Verwaltungsratsmitglied der Bürgergemeinde, assistiert und führt säuberlich Buch über die Käuferschaft und die Preise der einzelnen Lose.

Unterschiedliche Käufer
An einer Brennholzgant nehmen sehr unterschiedliche Käufer teil. Die einen suchen ein kleines Los bereits gespaltenen Holzes – ein bis drei Ster – für ihr Cheminée oder ihren Schwedenofen. Andere sind an grösseren Mengen interessiert, da sie mit dem Holz handeln. Sie kaufen das Holz meist in langer Form, als Baumstämme von vier bis sechs Metern Länge und verarbeiten es zu verschiedenen Sortimenten, die sie nach dem Trocknen, das heisst nach ein bis zwei Jahren, der Endkundschaft anbieten. Für einen Holzkochherd braucht es fein gespaltenes Holz von 25 Zentimeter Länge. Schwedenöfen oder Cheminées benötigen meist ebenfalls relativ fein gespaltenes, 33 Zentimeter langes Holz. Grössere Anlagen wie Speicheröfen oder Holz-Zentralheizungskessel nutzen 50 seltener auch 100 Zentimeter lange Scheiter. Alle genannten Sortimente lassen sich aus den zur Versteigerung anstehenden Meterspälten und natürlich auch aus Stammholz herstellen.

Mit Energieholz wird niemand reich
Die Bürgergemeinde Weinfelden hat den Ausrufpreis, das ist das Minimalangebot, 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fünf Franken pro Ster erhöht. Er liegt somit bei den Ster-Bündeln bei 90 Franken für Buchenholz und bei 85 Franken für Eschenholz. Die Minimalpreise für die wenigen angebotenen Föhrenholz-Bündel liegen bei 85 Franken. Stammholz ist deutlich günstiger, da die Aufarbeitung zu ofentauglichem Brennholz mehr Arbeit verursacht als bei den bereits vom Forstbetrieb hergestellten Meterspälten. Die Ausrufpreise für Stammholz liegen heuer bei 50 bzw. 45 Franken für Buche bzw. Esche.

180 bis 250 Franken für ein Ster aufbereitetes Laub-Brennholz
Nach der Aufarbeitung und Trocknung liegt der Preis für ein Ster Laub-Brennholz franko Hausplatz geliefert momentan bei 180 bis 250 Franken. Betrachtet man den Aufwand für die Transporte, die Aufarbeitung und Lagerung, so ist eine durchschnittliche Verdoppelung des Preises vom Einkauf in waldfrischem Zustand bis zum Verkauf als getrocknetes Endprodukt äusserst bescheiden. Die Teilnehmenden der Gant bestätigen auf Nachfrage, dass für sie das Geschäftliche nicht im Mittelpunkt steht. Genauso wichtig sind die Freude am Umgang mit dem Brennholz, vom einmaligen Erlebnis der Gant über die schöne Arbeit des Holzspaltens bis zur Übergabe an die zufriedene Endkundschaft. Der Brennholzmarkt spielt sich zu einem grossen Teil auf lokaler Ebene ab. Anbieter und Abnehmer kennen sich persönlich und pflegen meist langjährige Geschäftsbeziehungen.

360 Franken für drei Ster waldfrisches Eschenholz
An der Weinfelder Gant geht es nun Schlag auf Schlag. Die 61 Lose mit insgesamt über 300 Ster Holz finden alle einen Käufer. Beispielsweise das Los 07812, drei Ster-Bündel Eschenholz. Mehrere Personen wollen genau diese drei Ster ersteigern. «Die sind auch besonders schön und kompakt», raunt ein Bietender und hebt die Hand. Die Angebote schaukeln sich hoch. Und schliesslich ruft Hansruedi Gubler «Dreihundertsechzig. Bietet jemand mehr? Dreihundertsechzig zum Ersten, dreihundertsechzig zum Zweiten…» kurze Pause «…Dreihundertsechzig zum Dritten. Gratulation!». Der erfolgreiche Bieter lächelt und freut sich über den Kauf. «Drei Ster waldfrisches Eschenholz entsprechen etwa 500 Liter Heizöl», erklärt er und ergänzt: «Preislich sind 360 Franken ein Schnäppchen. Die gleiche Energiemenge Heizöl würde momentan 600 Franken, Gas gar 900 Franken kosten. Die Arbeit für das Spalten und Lagern rechne ich nicht. Das ist mein Hobby und gut für die Fitness. Die Beigen dienen zudem als dekorativer Sichtschutz im Garten. Wenn das kein Gewinn ist!»

Preisanstieg um rund 15%
Nach zwei Stunden ist alles Holz verkauft. Hansruedi Gubler zieht zufrieden Bilanz: «Es haben sich schon an Brennholzganten in anderen Gemeinden eine erfreuliche Nachfrage und für uns gute Preise abgezeichnet. Wir hätten noch etwas mehr Holz anbieten können, aber sobald die Menge zu hoch ist, ist es schwieriger, gute Preise zu erzielen. Erfahrungswerte sind sehr wichtig. Sie ermöglichen uns, die richtige Menge für eine spannende Versteigerung bereitzustellen.» Bleibt die Frage, ob sich das in den Medien allgegenwärtige Thema der Probleme des Energiemarktes auf die Brennholzgant ausgewirkt hat. Ohne Zögern antwortet Gubler: «Ja, die Preise für die Laubholz Sterbündel sind im Vergleich zum letzten Jahr um etwa fünfzehn Prozent gestiegen, jene für Stamm- und Föhrenholz jedoch nur ganz leicht. In den letzten Monaten haben wir auch deutlich mehr Anfragen nach Brennholz bekommen. Für unseren Forstbetrieb stimmen Nachfrage und Preise. Ich hoffe, dass Brennholz für uns weiterhin ein interessantes Sortiment bleibt». Auch die Käufer sind zufrieden. Man trifft sich nach der Gant im Werkhof des Forstbetriebes nochmals beim Kafi-Schnaps und fachsimpelt über das Brennholz im Speziellen und die Welt im Allgemeinen. Alle freuen sich auf die Gant im nächsten Jahr.


Typisches Angebot einer Brennholzgant im Schweizer Mittelland

Das Holz wird in waldfrischem Zustand, das heisst ungetrocknet und in zwei Formen angeboten: Erstens als Ster-Bündel (1 Ster zusammengebundene Spälten à 1 Meter Länge) und zweitens in langer Form als Stammholz (4 bis 6 Meter lang, in Rinde)

Der grösste Teil des Angebots besteht aus Buchen- und Eschenholz. Meist sind die Lose sortenrein. Baumarten wie Birke (wird manchmal separat als besonders edles Sortiment angeboten), Ahorn, Kirsche und andere werden in gemischten Losen konfektioniert.

Nadelholz ist eher selten im Angebot.

  • Ster-Bündel: 2023 erzielter Preis 115-125 Franken/Ster (Buche etwa 10 Prozent teurer als Esche, Föhrenholz etwa 25 Prozent günstiger)
  • Stammholz: 2023 erzielter Preis: 55-70 Franken/Ster (Buche etwas teurer als Esche)
  • Energieinhalt von 1 Ster Laubholz, waldfrisch (Wassergehalt w = ca. 50 Prozent): ca. 1'700 Kilowattstunden, (= ca. 170 Liter Heizöl)
  • Energieinhalt von 1 Ster Laubholz, lufttrocken (w = 15-20 Prozent): ca. 2'000 Kilowattstunden (= ca. 200 Liter Heizöl)

Text: Holzenergie Schweiz

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