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05. Okt 2022

Anstatt der erwarteten 20‘000 sind 29‘600 Besucher zu den 340 Ausstellern an die IFH-Intherm in Nürnberg gekommen und besonders auf den Ständen der Holzheizkessel-Hersteller herrschte grosser Andrang. Bild: Christian Dany

Jürgen Müller vom Solarfocus-Vertrieb: „Bei der Sturzbrandtechnik erfolgt der Abbrand nach unten. Dabei fallen die Pellets von oben auf das kühlere Brennstoffbett, sodass das heisse Glutbett nicht zerstört wird." Bild: C. Dany

Pelletskessel Nano plus von Hargassner mit Modell des seitlich angedockten Brennwertwärmetauschers. Bild: Christian Dany

Felix Gschwandtner von HDG Bavaria führt den Hydraulik-Finder vor. Bild: Christian Dany

IFH-Intherm: Holz-Heizungshersteller werden überrannt, Pelletmodelle mischen ganz vorne mit - die neusten Entwicklungen

(©CD) Gute Förderung, Umweltbewusstsein und jetzt noch Energiepreisexplosion und Ukrainekrieg – Heizen mit heimischem Holz ist in. Daran ändert auch die Feinstaubdiskussion nichts, denn die Kesselhersteller machen ihre Hausaufgaben. Um die Nachfrage bedienen zu können, müssen mit gutem Service mehr Heizungsbaufirmen für die Biomasse gewonnen werden.

Energiepreisexplosion und Ukrainekrieg sind die Auslöser: Derzeit können sich Installateure und Kesselhersteller von Holzheizungen vor Nachfragen kaum retten. Unter diesen Vorzeichen fand Ende April die IFH-Intherm in Nürnberg statt – die erste grosse Sanitär- und Heizungsmesse in Deutschland nach der Corona-Pandemie. So gut gefüllt wie die Auftragsbücher waren dann auch die Messehallen: Anstatt der erwarteten 20‘000 sind 29‘600 Besucher zu den 340 Ausstellern gekommen und besonders auf den Ständen der Holzheizkessel-Hersteller herrschte grosser Andrang.

Innovationsbonus ohne Sekundärmassnahme
Angetrieben von den Förderprogrammen für Holzheizungen in verschiedenen Ländern und u.a. aufgeschreckt durch einen provokanten Bericht des deutschen Umweltbundesamtes über Feinstaub, verstärken die Biomassekessel-Hersteller ihre Bemühungen um Emissionsminderungen. Der Pelletskesselbauer Ökofen schafft es mit seiner neuen Feuerungstechnologie „ZeroFlame“ (siehe ee-news.ch vom 13.5.22 >>), den Innovationsbonus ohne Sekundärmassnahme zu bekommen. „ZeroFlame“ wird seit einem Jahr in der Brennwert-Baureihe bis 18 kW angeboten. Auf der IFH stellte Ökofen jetzt zusätzliche Leistungsgrössen von 22 bis 32 kW vor; sowohl für die Brennwert- als auch die Heizwert-Serie.

High-tech für Low Emissions
Auch Windhager erreicht mit seinem neuen Pelletskessel Purowin den Innovationsbonus nur mit ausgefeilter Verbrennungstechnik. Wie Claus Dierberger vom Vertrieb Südwest schilderte, sei dafür die patentierte Gegenstromvergasung aus dem Hackschnitzelkessel an Pellets adaptiert worden. Das Prinzip dahinter mache sich die Filterwirkung des Brennstoffes zunutze: „Nach der Zündung der Pellets entsteht im untersten Bereich des Brennraums ein Glutbett. Darüber verkohlen die Pellets und bilden eine Art Aktivkohleschicht“, erklärte Dierberger, „die aus dem Glutbett aufsteigenden Holzgase werden von der Kohleschicht und den darüber liegenden, frischen Pellets gefiltert, bevor sie verbrennen. Dadurch lassen sich die Emissionen auf ein Minimum reduzieren.“

Der Purowin Pellets ist in vier Grössen mit Nennleistungen von 60 bis 100 kW lieferbar. Der kleinste Kessel kann bis 16 kW herunter modulieren. Kaskadenlösungen sind bis zu 400 kW möglich. Windhagers bisherige Biowin XL-Baureihe von Pelletskesseln wurde komplett überarbeitet und firmiert jetzt als Biowin2-Serie (38-63 kW). Bei Herz Energietechnik schafft ein Hackschnitzel-Kessel die Innovationsförderung ohne Partikelabscheider – dafür aber mit ins Kesselgehäuse integrierter Brennwerttechnik. Der Firematic Condensation ist allerdings nur in der Grösse bis 40 kW lieferbar, wo er einen Wirkungsgrad von 106 Prozent erzielt. Durch die Rauchgas-Kondensation im Brennwert-Wärmetauscher werden so viele Staubpartikel abgeschieden, dass der Herz-Hackschnitzel-Kessel den Innovationsbonus bekommt.

Elektrostatische Partikelabscheider
Ansonsten setzen die Kesselbauer zur Feinstaubreduzierung und auf elektrostatische Partikelabscheider, die entweder schon werksseitig am Abgas-Auslass an den Kessel angeflanscht oder in diesen integriert sind. Vorteil von integrierten Partikelabscheidern ist, dass der Kunde den Abscheider nicht eigens entaschen oder gar händisch reinigen muss, sondern die Reinigung und Entaschung gemeinsam mit dem Aschesystem des Kessels erfolgt, gegebenenfalls in eine eigene Aschelade. Die oftmals kurz, aber fachlich nicht ganz richtig „Elektrofilter“ genannten Abscheider können auch von spezialisierten Herstellern bezogen und im Kaminrohr installiert werden.

Montage im Rauchgassystem
Die Unternehmen Oekosolve AG aus Mels in der Schweiz und Kutzner + Weber GmbH aus Maisach bei München präsentierten ihre Partikelabscheider zur Montage im Rauchgassystem. Der Airjekt von Kutzner + Weber zum Beispiel ist für die Montage in einem Rauchgasrohr im Innenbereich, im doppelwandigen Aussenkamin, an der Schornsteinmündung oder in der Reinigungstür von gemauerten Kaminen lieferbar. Über einen Temperaturfühler wird der Betrieb automatisch gesteuert. Die an der Innenseite des Rauchrohrs angelagerte Staubschicht kann vom Kaminkehrer entfernt werden.

Small is beautiful
Neben der Feinstaubreduzierung war der Trend zu immer kleineren Pelletskesseln erkennbar, die zunehmend auch im Neubau gefragt sind. Modernste Pelletskessel modulieren im Teillastbetrieb heute schon im unteren einstelligen Leistungsbereich und können auch kleine Lastnachfragen bedienen. Pelletskessel sollen aber auch bei den Aufstellmassen klein sein, um Platz zu sparen, denn gerade im Neubau ist Fläche teuer und der Technikraum entsprechend knapp geplant. Klein und doch alles drin ist beim neuen Pelletskessel ETA ePE BW von ETA Heiztechnik GmbH: Bei einer Aufstellfläche von nur 0.5 m² hat er einen Brennwert-Wärmetauscher und optional auch einen Partikelabscheider in sein Rauchgassystem integriert. Es gibt ihn in zwei Baugrössen: 8-14 kW sowie von 16-22 kW. Die Anschlüsse für Hydraulik, Rauchrohr, Zuluft und Kondensat sind hier flexibel, sodass der Kessel auch in einer Ecke stehen kann.

Ein Platzwunder
Auch der Pelletkessel BPH der Brunner GmbH, Kachelofen- und Heizkessel-Hersteller aus Eggenfelden/Niederbayern, ist mit gerade mal 0.53 m² ein Platzwunder. Den Kessel gibt es als Heizwert- (4-15 kW) und als Brennwertkessel (4-17 kW). Laut Auskunft am Stand soll sich die Leistung des Kessels automatisch dem Wärmebedarf anpassen und somit alle Anforderungen vom Altbau bis zum hochgedämmten Neubau abdecken. Nano, der kleinste Pelletskessel von Hargassner, ist mit einem Brennwert-Modul erhältlich. Dieses ist beim Nano Plus (4-17 kW) seitlich angebracht und an das Kesseldesign angepasst. Bei Fröling ist dagegen eine Reihe mit eher grossen Pelletskesseln neu: Fröling PE1e von 45-60 kW. Ein Partikelabscheider kann hier auf Wunsch im Kesselgehäuse eingebaut und ein Brennwert-Wärmetauscher auf der Kessel-Rückseite angeflanscht werden.

Für grössere Projekte und Leistungsbereiche gab es zwar weniger Ausstellungsobjekte, dafür viele Infos auf Papier und Bildschirmen: Einen grossen Biomassekessel für Pellets, Hackgut oder Miscanthus hat mittlerweile auch der Kesselhersteller Solarfocus im Programm. Die Kesselreihe von 150 bis 300 kW ist mit einer Brennraum-Temperaturüberwachung und Abgasrezirkulation ausgestattet: Bei hohen Temperaturen wird die integrierte Rezirkulation zugeschaltet und so der Brennraum gekühlt. Die Feuerungstechnik funktioniert mit beweglichem Vorschubrost: Je nach Brennstoff und Leistung bewegt sich der Vorschubrost in unterschiedlicher Geschwindigkeit, womit Schlackebildung verhindert wird. Ein Partikelabscheider ist serienmässig integriert.


Messesplitter

Wärmepumpen-Kombination
Für die Heizungsmodernisierung und für Anlagen, bei denen ein monoenergetischer Betrieb nicht effizient und wirtschaftlich ist, kombiniert Windhager die Luft-Wärmepumpe Aerowin mit einem Pelletskessel zu einer Hybrid-Variante. Bei milderen Aussentemperaturen bezieht die Wärmepumpe kostenlose Heizenergie aus der Umgebungsluft. Sobald der Wärmebedarf über ein definiertes Mass steigt, aktiviert der Hybrid-Manager den Pelletskessel. Dies ist vor allem bei Heizsystemen hilfreich, die höhere Vorlauftemperaturen benötigen, wozu Radiatoren oder Fussbodenheizungen mit grossen Rohrabständen gehören.

Kette spart Energie
Heizomat zeigte seine patentierte Kettenaustragung für den Lagerraum: Gemäss Vertriebsleiter Gerd Christ sei dieses innovative Zuführsystem leise, verschleissarm, robuster als ein Schneckenförderer und brauche nur etwa die Hälfte der Energie. Auf bis zu 20 m Länge könne die über Gelenkarme bediente Kettenaustragung Hackgut oder Pellets transportieren, ohne sie zu zermahlen. Wie Christ betonte, sieht sich das Unternehmen als Spezialist bei Hackgut – und hier nicht nur mit Heizkesseln, sondern mit der ganzen Brennstoffherstellung; von Hackmaschinen über Kräne bis zu Forstzangen.

Smart-Home-Lösung für Pelletsheizer
Die Baywa AG hat ein Gerät entwickelt, das dank moderner Radartechnologie den Füllstand des Lagerraums erkennt und die Daten sicher via W-LAN auf das Smartphone übermittelt. Der Pellet Tracker informiert mit der zugehörigen App jederzeit über den aktuellen Lagerstand. Bei niedrigem Füllstand erhält der Kunde eine Nachricht und kann zum für ihn idealen Zeitpunkt mit einem Klick Holzpellets nachbestellen. www.pellettracker.de

Maulwurf im Lagerraum
Bei den Transportsystemen vom Pelletsbunker zum Kessel verbreiten sich Saugsysteme immer mehr: Die Pellets werden hier entweder über fest im Boden des Lagerraums installierte Saugsonden oder mit einem „Maulwurf“ – einem Gerät, das Pellets von oben ansaugt – bis zu 25 m weit zum Kessel tansportiert. Die Maulwurfaustragung ist ideal, wenn man grosse Brennstoffmengen auf kleinstem Raum lagern will. Der Pelletsproduzent und Lagertechnik-Lieferant Schellinger KG demonstrierte einen Maulwurf live im Einsatz. Bei HDG Bavaria gibt es seit letztem Jahr den grösseren Maulwurf E3, der Pelletslager bis zu 100 m³ und einer Fläche von 36 m² entleeren kann.

Ab ins Freie
Ökofen zeigte seinen neuen Outdoor-Gewebetank, der Platzprobleme bei der Pelletslagerung lösen soll, weil er mehr Platz im Keller schafft. Bis zu 3.3 Tonnen Pellets können in einem Sack aus wasserdichter und UV-beständiger Folie mit zwei Reissverschlüssen ganzjährig im Freien bevorratet werden. Optional gibt es eine dreiseitige, pulverbeschichtete Trapezblech-Fassade mit Tür. Eine einfache Montage soll ohne Fundament in kurzer Zeit möglich sein.


Energiecontainer-Lösung
ETA hat für grössere Pellets- oder Hackschnitzel-Systeme eine vorkonfektionierte Energiecontainer-Lösung entwickelt. Das Heizhaus kann hier ein- oder zweistöckig mit Betonfertigteilen errichtet werden. Bei der Doppelstock-Variante ist jeweils oben das Brennstofflager angeordnet. Die Leistung reicht bis zu 260 kW. Eine ähnliche standardisierte Heizhaus-Lösung hat zum Beispiel auch Hargassner. Die Oberösterreicher haben seit der Übernahme der Firma Gilles aus Gmunden am Traunsee auch Industriekessel mit verschiedenen Verbrennungstechniken im Programm: eine Unterschub-Feuermulde und einen Ausbrandrost bis 550 kW, einen Flachbett-Vorschubrost bis 600 kW und einen Stufen-Vorschubrost bis 2500 kW. Die Kesseltypen mit Vorschubrost sind auch für einige Sonderbrennstoffe mit niedrigem Ascheschmelzpunkt, wie Miscanthus, und für Wassergehalte bis 60 % geeignet.

Kombi für Komfort und Kostensenkung
Ein weiterer, starker Trend im Gebäudeheizungs-Bereich sind Kombikessel für Scheitholz und Pellets. „Gerade unsere innovativen Kombikessel, die sowohl Pellets als auch Stückholz verbrennen können, schaffen Unabhängigkeit mit kalkulierbaren Kosten“, erklärte Geschäftsführer Anton Hargassner jr.. Praktisch alle renommierten Biomassekessel-Bauer bieten diese Kombination von kostengünstiger (Eigen-) Versorgung und Komfort durch automatischen Pelletsbetrieb an. Hargassner hat je nach Wertlegung der Kunden gleich vier verschiedene Kombi-Möglichkeiten. Der Clou ist, dass diese Kessel durch intelligente Steuerung bei Wärmebedarf automatisch mit Pellets weiterheizen, sobald das Scheitholz abgebrannt ist und nicht nachgelegt wird.

Pelletsflansch!
Für alle Interessenten, die im Moment nur Scheitholz verfeuern wollen, heisst die flexible Lösung für die Zukunft: Pelletsflansch! Diese Kunden sollten darauf achten, dass der Stückholzkessel über einen Pelletsflansch verfügt, mit dem später die Pelletseinheit jederzeit nachgerüstet werden kann. Bei der „Hochzeit“ von Stückholz- und Pelletskessel erhält die Kombination dann eine gemeinsame Steuerung und Rauchgasanschluss. Während praktisch alle Hersteller die Kombi mit zwei getrennten Brennräumen realisieren, hat Solarfocus mit dem Therminator II Kombi einen Kessel mit einer gemeinsamen Brennkamer für Stückholz und Pellets.

Sturzbrandtechnik
„Möglich macht dies die Sturzbrandtechnik, die bei beiden Brennstoffen angewandt wird“, erklärte Jürgen Müller vom Solarfocus-Vertrieb: „Bei der Sturzbrandtechnik erfolgt der Abbrand nach unten. Dabei fallen die Pellets von oben auf das kühlere Brennstoffbett, sodass das heisse Glutbett nicht zerstört wird. Das gelöste Holzgas wird durch den Brennrost gesaugt und in der Brennkammer mit einer Flammenspitzentemperatur von circa 1200 °C restlos verbrannt.“ Der Therminator II Kombi habe einen Edelstahlfüllraum, der für Halbmeter-Scheite ausgelegt sei. Optional sei eine automatische Umschaltung lieferbar, die nach Ende des Stückholz-Abbrands auf automatischen Pelletsbetrieb umschalte.

Beratung und Planung möglichst einfach
HDG Bavaria hat in den letzten Monaten einige Neuerungen eingeführt, mit denen Holzheizkessel bei Heizungsbaufirmen attraktiver, sowie Beratung und Planung möglichst einfach gemacht werden. Laut Felix Gschwandtner vom HDG-Marketing sei der neue Webauftritt mit Mobilgeräten noch leichter zu bedienen. Mehrere neue Fachbereiche seien integriert worden, wie ein Expertennetz für Ausführungsbetriebe oder der „Hydraulikfinder“: Hier greife eine Datenbank auf über 3000 Hydraulikschemen zu, was die Hydraulikplanung erheblich vereinfache. „Mit dem neuen 3D-Planer lassen sich mit wenigen Klicks ganze Räume aufreissen – auch mehrere, falls ein Brennstofflager mit geplant werden muss. Durch eine hochauflösende 3D-Ansicht gewinnt man einen wirklichen Eindruck vom späteren Heizsystem“, erläuterte Gschwandtner. Ausserdem habe HDG einen Pellet-Leitfaden erstellt – eine 40-seitige Broschüre für das Heizungsfachwerk, die alles Wissenswerte rund um Planung, Förderung und Verkauf von Pellets-Heizsystemen zusammenfasst.

©Text und Bilder: Christian Dany

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